Wilfried Hiller

"Gedankensplitter" am Karfreitag uraufgeführt

Im Rahmen der Veranstaltung „R.S. Thomas zum 100sten Geburtstag“ am Karfreitag 2013 wurden in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste  „Gedankensplitter“ von Wilfried Hiller uraufgeführt. In diesem Werk greift der Komponist verschiedene Ausschnitte aus Gedichten von R.S. Thomas auf (im englischen Original und in der deutschen Übersetzung von Kevin Perryman).

Hiller hatte diese zusammen mit seiner Frau ausgewählt und in eine achtteilige Form gegossen. Im Zentrum steht das Schlaginstrument „Semanterion“, das in der katholischen Kirche nur bei der Wandlung am Karfreitag verwendet wird. Auch ist das Instrument in jeder griechisch-orthodoxen Kirche zu finden, nachdem während der türkischen Besatzung alle Kirchenglocken eingeschmolzen und zu Kanonen verarbeitet wurden – das Semanterion war der Ersatz für die Glocke.  „Semanterion“ ist altgriechisch und bedeutet „Zeichen“, das Zeichen für den Glauben. Das Klavier wird nur „stumm“ eingesetzt – der Pianist muss das rechte Pedal drücken, dadurch werden sämtliche erklingenden Töne „vergrößert“. Das Stück beginnt mit einer aufsteigenden Melodie von Guido von Arezzo und endet mit einer absteigenden 34 Töne umfassenden Tonleiter, die die Lebensjahre von Jesus charakterisiert. Das strahlende E-Dur im vierten Satz „Das Schreien der Möwen“ symbolisiert den Dank Wilfried Hillers an seine Ehefrau Elisabet Hiller-Woska, die in der Vollmondnacht am 27. März 2013 – zwei Tage vor der Uraufführung – verstorben war. So wurden diese Gedankensplitter zu einem Requiem.

Die Interpreten: Maraile Lichdi (Sopran), Kevin Perryman (Sprecher), das Ensemble Zeitsprung mit Oliver Klenk (Klarinette), Veronika Panzer (Harfe), Werner Hofmeister (Weinglas & Semanterion), Markus Elsner (Einstudierung und stummes Klavier)

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